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Heimathalt verloren


Vor sieben Jahren... Am Tag danach in Worte gefasst:

Heimathalt verloren…

Ein afrikanisches Sprichwort:

„Wenn ein alter Mensch stirbt, ist es so, als ob eine ganze Bibliothek verbrennt.“

Nun ist der Moment gekommen, wo du gehst. Ich sitze hier und weiß, gleich ist es vorbei. Es sind nur noch die Apparate, die dich am Leben erhalten.

Mein Kopf ist leer. Ich kann nichts sagen und auch nichts fragen. Du hörst mich sowieso nicht mehr.

Morgen, weiß ich jetzt schon, werde ich wissen, was ich dich noch fragen wollte.

Aber jetzt, jetzt ist mein Kopf leer. Ich sehe dich, wünsche mir für dich, dass du endlich gehen darfst, erlöst wirst von dem, was dich jetzt quält.

Doch das Morgen kommt, unweigerlich, und unweigerlich ohne dich. Dann bin ich haltlos, verloren, hab dich verloren, ewige Antwortenquelle. Weil du mich kennst, länger als ich mich selbst.

Haltlos, weil ich dann keine Antworten mehr erhalten kann. Wie war ich, als ich fünf Jahre alt war? Wie hieß die Tante mit den vielen Bonbons? Und wie habt ihr euch gefühlt, als ich in die Pubertät kam?

Ich weiß, wie ich es empfunden habe, aber wie ging es dir dabei? Wir haben nie darüber geredet.

Dabei gab es bei uns nichts so viel wie Worte.

Und nun sitze ich hier, am Meer, weiß, ich weiß, dass du es geliebt hast. Singe die Lieder vor mich hin, von denen ich weiß, dass es deine Lieblingslieder waren. Weiß, was ich dich noch fragen wollte, aber Antworten bekomme ich nicht mehr.

Bin haltlos Heimatlos.


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